02 Mai 2018

Pamukkale - Ölüdeniz - Kas - no politix

Bevor bei Vollmond die Reise stresst, gibt es in Pamukkale zwei Nächte Erholung. In der Nacht lärmt in Bodrum die Disco, am Tag lärmt die Disco im Camp am Bad in Pamukkale. Am Tag steigt die Temperatur auf 30 Grad Celsius, nachts fällt sie kaum unter 20 Grad. Ölüdemiz hat kein Camp mehr, die Fahrt nach Kas dauert vier Stunden - für 100 Kilometer! Kas ist klasse.



 Mädchen posieren in Vollmondlaune am Kreidefelsen von Pamukkale.


In beiden Nächten in Bodrum hat die Techno-Szene gelärmt, in der zweiten Nacht noch über den Morgenruf des Muezzin hinaus. Türkeireisen stärken Nerven. Aushalten oder untergehen. Nach knappem Frühstück geht es um 7.30 Uhr auf die 273 Kilometer Strecke nach Pamukkalle. Mit zwei Teepausen, zwei gebratenen Spiegeleiern mit Pepperoni und Tomaten ist die Fahrt recht kurzweilig.




Zwei Pässe mit über 1000 Meter Höhe, mit Steigungen, Gefällen und Kurven, herrlichen Ausblicken über grünes Land und Kiefernwälder sorgen für Abwechselung. Es sind nur wenige Autos unterwegs. Einfache Rasthäuser reichen, um wenige Reisende zu versorgen.




In den Bergen gibt es Platz und Bäume, um einen schattigen Pausenplatz zu finden. Das Teeglas steht auf der Armlehne, die türkische Fahne schmückt jedes zweite Gebäude, fast jedes Geschäft.




Neben dem Ofen lagern  Holzscheite und Zweige in einer Kiste, um bei Bedarf einzuheizen. WiFi hätte es gegeben, wenn der Strom nicht ausgefallen wäre. Nach den Bergen breitet sich im Talkessel die Großstadt Denizli aus. Von dort sind es keine 20 Kilometer mehr weit bis zum Ziel: Pamukkale.



Die Kreidefelsen von Pamukkale gehören zum Welterbe. Das Ziel ist die heiße Reise wert.

Nach 250 Kilometer fällt mir bei der Einfahrt in die 630.000 Einwohner Stadt Denizli ein Supermarkt auf. Für 80 TL, etwa 16 Euro, füllt sich der Kühlschrank mit Tomaten, Gurken, Käse, Apfelsinen, Zwiebeln und Äpfel landen in der Obstkiste. Die Tanke füllt Diesel voll, dann geht es auf das Camp in Pamukkale.


Am Ruhetag in Pamukalle schiebt sich das Auto tief in den Schatten. Doch das hilft wenig, wenn es im Schatten 30 Grad warm wird.


Am Abend steht der Wagen dann mit freier Antennen-Sicht auf den Satelliten. Doch besser als der sonntägliche Tatort ist ein Spaziergang um den See unter dem vom Vollmond angestrahlten Kreidefelsen.

Das Camp in Pamukkale ist eine Wiese hinter Hotel und Schwimmbad. Es gibt Steckdosen, Sanitäranlagen, ein Schwimmbecken und mehrere Rutschen ins Wasser. Wenn fünf Stunden Fahrt und Hitze mich nicht schon angegriffen hätten, gäbe es nichts zu meckern. Doch in meinem Zustand nerven mich übersteuerte Boxen mit stöhnenden Balzlauten von Fickmich-Schönen im Maschinenrythmus. Wenn der Muezzin ruft, setzt die Musik aus, um gleich danach gnadenlos weiter zu stampfen.




Der Kreidefelsen lockt nach dem Bad zum Spaziergang. Es wird ein beglückender Ausflug. Barfuss steigen alle über die Kreide, die den Füßen guten Halt gibt. Kreidehaltige Brühe läuft in Becken, Jung und Alt vergnügen sich, manche plantschen in der Brühe, Mädchen posieren für die Kamera von Freund oder Freundin.




Um die Ruinen der alt griechischen Heil- und Badestadt Hierapolis auf dem Hügel zu durchforschen, reicht mein Kraft nicht mehr. Zum Glück endet ab 18.00 das musikalische Gejammer, doch hier darf man sich nie zu früh auf Ruhe freuen.



Der Manager eines benachbarten Camps warnt mich, auf seinen Hotelparkplatz zu wechseln. Die Bar gegenüber spiele von 23.00 Uhr bis 4.00 Uhr früh laute Musik. Er rät zum Parkplatz an der Straße, wo die Übernachtung nichts koste. Dort gefällt es mir nicht.





Pamukkale, 5.05 Uhr früh


Der Gebetsruf des Muezzin lässt an Schlaf nicht mehr denken. Selbst der Hahn in seinem Käfig neben dem des Kampfhundes kräht erst eine halbe Stunde später. Bis dahin ist das Ritual der Morgentoilette schon erledigt. Die wenigen Handgriffe sind mittlerweile in ich wiederholendem Drill so eingeübt, dass sich alles im Dunkeln erledigen lässt. Das hat den Vorteil, dass keine kleine Fliegen eindringen. Die Synchronisation von Hand und Kopf lässt sich soweit perfektionieren, bis eine Mücke im Flug zwischen den klatschenden Händen ihre Leben lässt. Das lässt sich leichter schreiben als machen. Geschichten zwischen Dichtung und Wahrheit.


Der Knabe schärft schon sein Auge für weibliche Reize.



Anderntags steht das Auto im Schatten. Doch wenn es im Schatten 30 Grad Celsius ist, kann es im Auto nicht kühler sein. Mein durchgerüttelter Körper verlangt nach dem Vollmond über den Kreidefelsen nach Ruhe.

Von der Bikini-Schönen bis zur Vollverschleierten vergnügen sich die Damen am Kreidefelsen.


Enten watscheln über die Wiese, Tauben gurren, eine schwarze Katze mit grünen Augen schleicht umher und beäugt mißtrauisch in 20 Meter Entfernung eine weiße Katze mit schwarzem Kopf.




Ab Mittag dröhnt wieder Musik, doch die Nacht war ruhig. Eine Gruppe von Radfahrern baut ihre Zelte zusammen und geht wieder auf die Reise. Die Internetverbindung ist so schlecht, dass über Skype sich nicht sprechen lässt.

Entspannte Sonntagsstimmung in der warmen Kalkbrühe am Kreidefelsen in Pamukkale





Touristen buchen die schönsten Plätze. Hundert Meter abseits der Hauptstraße stauben Gassen und Plätze. Wer in einem klimatisierten Raum arbeitet, kann sich glücklich schätzen. Zahllose Dienstleister, Arbeiter und Angestellte erfüllen ihre Aufgaben - egal wie heiß es ist.



Ein Luxus-Crafter holt einfliegende Touristen im klimatisierten Mobil ab, bringt sie in ihr klimasiertes Hotel. Nur auf die Kreidefelsen und zu den antiken Steinen müssen sie sich selbst schleppen.



Gegen 6.30 Uhr heben Ballons ab. Der Korb schleift knapp über das Wasser, streift Büsche am Ufer.


Doch dann schwimmt er sich frei Mit fauchendem Gasbrenner gewinnt er an Höhe und die Reise beginnt.



Keine hundert Meter hinter der Hauptstraße sieht Pamukkale wie ein Dorf aus, wie man es sich in Kleinasien vorstellt. Außer den Autos hat sich dort wenig geändert.


Doch die Bagger und Baumaschinen rollen an, um auch diese Plätze und Dorfstraßen rundherum zu erneuern.


Pamukkale - Fetiye/Ölüdeniz


Es war schon meine Befürchtung, dass die schöne Reise wegen Kopfweh, Hitzschlag und Erbrechen ihr frühes Ende finden müsste. Denn der Ruhetag in Pamukkale endete sehr schlecht. Doch die erholsame Nacht, das Erwachen bei angenehmer Kühle, die Abfahrt nach Fetiye um 6.30 durch das verschlafene Denizli, dann die Auffahrt auf eine Hochebene von 1000 Meter mit Temperaturen von 12 bis 14 Grad taten dem Körper doppelt gut.




Der Liebhaber von Autos findet hier die gleichen Kutschen wie in Good Old Germany. Das bunte Interieur dieses Ford Transit ist türkisch.




Türkisch sind auch die geschmückten Straßen, durch die der Chronist am Abend mit starken Kopfweh ins Auto wankt. Neuer Tag, neues Glück!


Nun sind wir schon die halbe Strecke, etwa 120 Kilometer südöstlich von Pamukkale auf der Hochebene in Richtung Antalya/Fetiye. Die Ortsdurchfahrten sind mit 50 km/h ausgeschildert, woran sich kaum jemand hält. Als es Zeit zur Pause wird, fällt mir am Straßenrand das Schild mit dem blauen Wasserhahn auf. Dort gibt es besseres Frischwasser als in Pamukkale, welches morgens kalkweiß war, erst nach längerem Ablaufen sich aufklärte. Neben Frischwasser gibt es den obligaten Tee. Der Wirt zapft das Gebräu von seinem Ofen vor dem Haus.


Wo mein großes Reisemobil parkt, lockt es gleich zwei, drei weitere Türken an, denen der Wirt wieder Tee verkaufen kann.




 So reich von Allah belohnt, verneigt der Wirt sich nach der Arbeit andächtig im Raum zum Dankesgebet.



Mein Dank an die Existenz gebührt dem gesundenden Körper und dem Frischwasserbrunnen. Die nächste Tanke in der kühlen Bergesluft frischt meine Lebensmittelvorräte auf, denn dann geht es nach Paßhöhen von 1400 Metern mit Ausblick auf Schneegipfel hinunter in die Bruthöllenhitze ans Meer.



Fetiye als verschlafene Stadt stellt keine großen Anforderungen an die Durchfahrt. Doch eine Enttäuschung kommt doch.

Ölüdeniz




 Der Sugar Beach Club war vor drei, vier Jahren ein Camp. Jetzt vermietet der Platz strohgedeckte Hütten mit Klimaanlage, WiFi und Frühstück für 200 TL, etwa 40 Euro pro Nacht. Mein Gejammer, dass für mich kein Weg weiter geht, weil mein Körper das nicht hergibt, erbarmt den Gehilfen des Managers. Mein lockender 50 TL-Schein lässt ihn mit seinem Chef telefonieren und die Erlaubnis einholen, mich auf dem Parkplatz vor dem Camp zu dulden.

Das war einmal ein Camp. Doch die Strohhütte, eine jede mit Klimagerät, bringt pro Nacht 200 TL.

Der Platz reicht mir, um meinen Mittagssalat aus Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Oliven mit Jogurth einzunehmen, zu trinken, den vollkommen vereisten Kühlschrank abzutauen, meine Berichte an die Liebste daheim und liebe Leser einzuhacken, den Vögeln zu lauschen, mich im lauwarmen Meer zu erfrischen und den Sand von den Füßen an der Campdusche abzuspülen.


Bleibt nur zu hoffen, dass bei dem älteren, beleibten Publikum die Sugar Beach Bar auf musikalisches Tamtam in der Nacht verzichtet.



Wiki, was mir dank Opera und virtual private network auch hier Auskunft gibt, beschreibt den Platz:

 Ölüdeniz ist eine Gemeinde in der türkischen Region Lykien 14 km südlich von Fethiye am Fuße des Berges Babadağ. Das Dorf hieß ursprünglich Belceğiz, erhielt seinen Namen aber letztendlich vom nahegelegenen Ölüdeniz-Strand. Der Name bedeutet übersetzt Totes Meer, da das Wasser der Lagune in der meisten Zeit des Jahres besonders ruhig ist und kaum Wellengang aufweist. Das Meer ist an dieser Stelle, die auch Blaue Lagune genannt wird, besonders klar und leuchtet in verschiedenen Türkis- und Aquamarin-Schattierungen.

In Ölüdeniz lässt sich auf die Schnelle kein Laden finden, um meine geliebte Schlangengurken zu kaufen. Nur Fabrikware gibt es, fest in Plastik, Glas oder Konserven verschlossen.



So gibt es türkischen "Egg-Plant-Salat" (Zuccini).



Die Landebahn für die im Minutentakt einschwebenden "Müllsäcke" muss frei bleiben. Den Spaß zu buchen kostet mit Pilot 350 TL, etwa 70 Euro.



Erinnerungen an meine erste Ehefrau 1971 triggert die Jawa. Es war unser Fahrzeug, welches am Arlbergpaß mit Kolbenfresser den Geist aufgab, in Innsbruck repariert wurde, kaum es heim bis Aachen schaffte und dort zum Glück schnell einen anderen Käufer fand. Hier tuckert das Gerät noch herum.



Die Polizeiwache mit der obligaten Landesflagge im Berg wacht über das Getümmel. Nachdem die "Müllsäcke" gelandet sind, brummt am Abend ein Motorflieger durch den Himmel. Eine Gruppe kehrt mit brummenden Quads von einer Tour zurück. Andere buchen Renn-, Tret- oder Paddelboote. Was nicht geht, ist nur still sitzen und das Meer ansehen. Zumindest muss dann ein Internet-Junkie per Blog von der tropisch türkischen Pracht berichten.




Es gibt soviel zu sehen, dass mich zum Glück einmal die Beschäftigung mit der heimischen Politik im Internet nicht aufhält. Nur eine Geschichte, die neulich durch die Presse geisterte, lässt mich nicht los. Etwas ausgemalt geht sie etwa so:

Der Mann kommt mit Blut auf seiner Kleidung zur Polizeiwache. Die erschreckten Beamten nehmen seine Selbstanzeige auf. In gebrochenem Deutsch radebrecht er:

"Ich habe von meinem Recht Gebrauch gemacht, meine Eherfrau zu töten."

Weiter scheint mir dann typisch für Buntschland, dass der Mörder einen freundlichen Richter findet, der Verständnis für fremde Gebräuche hat - wie für Kinderehen und Vielweiberei ebenso. Der Richter nickt verständnisvoll in der Verhandlung und gibt mildernde Umschläge und meint:

"Was in Ihrer Heimat Recht ist, darf hier kein Unrecht sein."

Quatsch aus der Tagespresse bleibe mir erspart.


Fahrt Ölüdemiz - Kaz - 10 Kilometer Offroad-Paß




Um 7.00 Uhr morgens geht es frohgemut auf die kleine Strecke von 97 Kilometern nach Kas. Ein letzter Blick zurück auf Ölüdemiz, wo es kein Camp mehr gibt dafür Rummel vom Feinsten. Die ersten Kilometer gehen glatt. Ein Fahrer winkt mir umzukehren.


Ab etwa 650 Höhenmetern beginnt die Piste. Ausdauerndes Rühren im ersten und zweiten Gang bringt den 3,5-Tonner vier bis 11 Stundenkilometer voran. Ein Staubwolke wirbelt im Rückspiegel. Verkehr gibt es ohnehin außer einem Auto und zwei Mopeds kaum.



Es ist eine verlassene Gegend - in meiner Vorstellung von "Bergtürken" bevölkert.



Das Meer liegt 800 Meter tiefer. Die Zivilisation hat mit neuer Sonnensolartherme Einzug gehalten.


Zum Glück ist die Höllensonne noch nicht über die Bergkuppen gekrochen, so kriecht meine rollende Stube mit klappernden Töpfen Meter für Meter höher.


Man sieht nicht den Abgrund, man spürt nicht das Rütteln des Wagens, man sieht nicht den Staub im Rückspiegel. Erst all das zusammen macht die Bergfahrt aus.


Die Paßhöhe war mit 1169 Metern erreicht. Die Abfahrt erleichtert ein bald wieder asphaltiertes Band unter den Rädern. Doch nach den zweieinhalb Stunden war noch nicht einmal die halbe Fahrt geschafft.




Nun am Camp in Kas ist alle Anspannung vergessen. Die Augen entspanne sich beim Blick auf das türkisblaue Meer, während die Bilder langsam hochladen. Das Meer platscht keine 30 Meter vor meiner Aufbautür in milden Wellen an die Steine. Von einer Badeleiter steigt man ins kühle Nass, nicht so warm wie in Ölüdemiz, und schaut den Fischen unter sich zu.


Von der Bergfahrt wieder auf fester Straße und in der Zivilisation angekommen, geht es weniger mühsam weiter. Ein Tee, Einkäufe von Wasser, Eiern, Schlangengurken, Zwiebeln, Äpfeln und Bananen am Straßenrand ist in den Dörfer stressfrei.





Aus alten, wenn nicht uralten Zeiten steht am Straßenrand ein fensterloses Gebäude.


Auf fester, glatter Straße rollt man genussvoll weiter und berauscht sich an zauberhaften Blicken über das Meer.



Einmal noch anhalten, um den Blick in eine abgrundtiefe Schlucht und auf den Strand tief unter der Straße zu werfen, dann muss das Tagespensum für heute erfüllt sein.




Mittlerweile scheint meine Sat-Antenne aus dem Bereich von Astra herausgefahren zu sein. Der Blick auf das Meer im Camp, auf die Damen auf den Sonnenliegen davor entschädigt mich für den ausbleibenden Empfang.




So sieht nun der Blick durch die Aufbautür aus, während Bild für Bild den Blog füllt.



Der Wagen schmiegt sich in den Schatten der Olivenbäume. Strom ist angeschlossen, WiFi zufriedenstellend, die SAT-Antenne sucht bislang vergeblich nach Signalen von Turksat, Astra2 und weiteren, weil Astra1 nur noch 30 Prozent Radioempfang mit Aussetzern liefert.



Weitere Ausflüge wie in das Restaurant im Camp, in die kleine Stadt Kas mit ihrem Hafen stehen mir im Laufe der Tage noch bevor. Doch es wäre dumm, sich nach dieser überlangen Strecke von einem solch paradiesischen Urlaubsort vorzeitig zu entfernen. Denn die Weg sind weit, heiß, oft holprig und manchmal staubig.





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p.s.: Korrekturlesen steht irgendwann später an, jetzt geht der Blog an liebe Leser mit glücklichen Grüßen - no politixs - vielleicht noch ein kleines Gedicht. Es dauert ja nur zwei Minuten.


https://www.youtube.com/watch?v=9GeAA4Qb-JA&feature=share


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